Bei diesem alten "Hill" Gold Geigenbogen mit Schildpattfrosch und Goldlilie wurde die Bogenbehaarung erneuert.
Besonders vorsichtig musste hier herangegangen werden, da bei dem Geigenbogen der Frosch bereits mehrfach gebrochen war.
Unterhalb des Schiebers befand sich bereits eine Metallschiene, die zur Stabilisierung in den Frosch eingeschraubt worden war.
Die alten Haare herausnehmen
Die Haarmenge
Um die genaue Haarmenge festzulegen, wird ein spezieller Messschieber benötigt.
Geringe Abweichungen der Haarmenge sind manchmal zu beachten. So kann es durchaus sein, dass bei einem Bogenbezug mit zu vielen Haaren die Flexibilität der Stange beim Spielen leidet.
Haarmenge und Knoten
Neben der Qualität der Haare steht die Menge bei einer Bogenbehaarung in Abhängigkeit zu den Spieleigenschaften. Eine zu große Haarmenge kann die Flexibilität beim Spielen verringern. Das Spielgefühl kann stumpfer und die Bogenreaktion träger werden. Hier ist weniger manchmal mehr.
Der Knoten wird mit dem Abbindegarn soweit umwickelt, dass die Haare und der Knoten gut in das Kästchen hineinpassen. Das verhindert ein späteres Herausrutschen der Haare.
Haare kämmen
Für ein gutes Spielergebnis spielt die Gleichmäßigkeit der Haare an der Grundfläche eine große Rolle. Während des Behaarungsprozesses werden die Haare deshalb mehrfach feucht gekämmt.
Einpassen der Keile
Der Geigenbauer steht in einer gewissen Abhängikeit zum Lieferanten der Bogenhaare.
Ein Bogen kann noch so gut behaart sein - wenn die Haarqualität nicht stimmt, beschwert sich der Kunde, weil entweder die Haare zu schnell abgespielt sind oder weil der Ton zu rau ist.
Die besten Haare sind ungebleichte Schimmelhengsthaare.
Früher kamen die besten Haare aus der Mongolei. Auf einer Urlaubsreise 2011 quer durch die Mongolei musste ich jedoch feststellen, dass von dort aus keine Haare mehr gehandelt werden. In dem einzigen Musikgeschäft der Hauptstadt Ulan Bator erzählte man mir, dass sie die Bogenhaare für deren Nationalinstrument Morin chuur (Pferdekopfgeige) aus China bekommen.
Die als Mongolische Haare angebotene Ware scheint demnach nicht mehr aus der Region zu kommen.
Da der angebotenen Ware kein Herkunftsnachweis beigefügt wird, sind die Angaben unter Vorbehalt zu sehen.
Sehr gute Haare werden z.Zt. auch als kanadischen Schimmelhengsten angeboten. Sie sind etwas kräftiger und bieten sich besonders gut für Cellobogenbehaarungen an.
Schwarze Haare sind deutlich dicker und werden teilweise für Kontrabassbögen genommen.
Die Geigenbauwerkstatt Adam bezieht die Bogenhaare z.Zt. von einem englischen Haarlieferanten in sehr guter Qualität.
Die Preise einer Behaarung liegen bei:
Violinbogen, Violabogen : 75.- Euro, Cellobogen : 80,- Euro, Kontrabassbogen : 90,- Euro (inkl. MwSt.)
Es werden keine Behaarungen auf dem Versandwege angeboten.
Haarlänge
Die richtige Position, an dem der Knoten an der Bogenspitze die Haare zusammenhält, ergibt die richtige Position des Frosches am Daumenleder.
Der Bogenfrosch sollte in normal entspanntem Zustand an das Daumenleder anschließen.
Bei einem zu dicht am Bogenkästchen positioniertem Knoten lässt sich der Bogen nicht richtig entspannen.
Nach einem erneuten Kämmen der Haare wird der befestigte Knoten in das obere Bogenkästchen eingelegt. Die Haare dürfen dabei nicht verdreht sein. Das ist wichtig, um eine gleichmäßige Spielebene zu bekommen.
Bogenhaare ausgleichen
Um einen gleichmäßigen Bezug bei einer Bogenbehaarung zu erhalten, werden die etwas längeren durchhängenden Haare durch erwärmen (Haare ziehen sich bei Hitze stark zusammen) gekürzt, bis alle Haare gleichmäßig liegen. Dies darf nur mit einer Spiritusflamme geschehen, da diese Flamme nicht rußt. Dieses "Haare ausgleichen" erfordert einige Erfahrung des Geigenbauers, da sich das Haar beim zu starken Erhitzen schnell Wellen kann.
Ist die Bogenbehaarung nur verschmutzt, reicht möglicherweise ein Auswaschen der Haare, um wieder eine gute Spielbarkeit zu erlangen.
Keine neue Behaarung bei einfachen Bögen
Einfache, billige Bögen lassen sich oft nicht neu behaaren.
Bei diesen Bögen existiert im Frosch oft kein Bogenkästchen, in das ein normaler Keil eingepasst werden kann. Die Haare wurden mit einem Dübel eingeleimt. Das Neustechen eines Bogenkästchens steht nicht im Verhältnis zum Wert eines solch einfachen Bogens und wird in der Geigenbauwerkstatt Adam nicht durchgeführt.