In der Geigenbauwerkstatt Adam werden, wie schon vor Jahrhunderten, das Instrument in fast ausschließlicher Handarbeit gefertigt. Vom Holzscheit bis zum fertigen Instrument sind bei einer Geige 200 bis 250 Arbeitsstunden notwendig. Der Bau eines Cellos erfordert fast die doppelte Arbeitszeit.
Komplett handgefertigte Geigen von Christian Adam werden nach Auftrag gebaut. Zur Verarbeitung kommen über 100 Jahre abgelagerte Tonhölzer. Sie müssen mit einer Lieferzeit von mindestens einem Jahr rechnen. Der Preis einer Geige beträgt 15.000,-Euro.
Instrumente, die aus alt abgelagerten Hölzern der Geigenbauwerkstatt Adam extern teilvorgefertigt werden und in der Werkstatt Adam zu Ende gebaut und lackiert werden, gibt es bereits ab 6000,-Euro. Die Lieferzeit beträgt etwa 8 Monate.
Oder fragen Sie an, ob sich ein fertiges Instrument gerade im Verkauf befindet.
Vom Holzklotz zum fertigen Instrument
Instrumente aus der Geigenbauwerkstatt Adam werden nach historischen Vorbildern als Kopien gebaut.
Eine Grundvoraussetzung für eine gut klingendes Instrument ist die richtige Wahl des Tonholzes.
Durch einen glücklichen Zufall kam die Geigenbauwerkstatt Adam über Nachfahren eines Geigenbauers des 19Jh in den Besitz von teilweise über 100 Jahre altem abgelagerten Tonholz.
Die Zargen
Die Zargenbrettchen werden befeuchtet und unter Hitze mit einem Biegeeisen passend an ein Formbrett gebogen, welches den Korpusumriss vorgibt. Die fertig gebogenen Zargen werden an die Eck-, den Ober-, sowie an den Unterklotz geleimt. Diese Klötze sind während dieses Arbeitsschrittes noch am Formbrett fixiert. Nach Fertigstellung des Zargenkranzes wird das Formbrett herausgenommen und kann beim nächsten Instrument wieder benutzt werden.
Die Reifchen
Um eine breitere Leimfläche für Decke und Boden zu erhalten, werden zusätzlich Reifchen gebogen und an die fertigen Zargen an der Innenseite angeleimt.
Bereits beim ersten Anhobeln mit dem Fughobel bekommt man ein Gefühl für die Festigkeit des Holzes. Dies ist wichtig, um die spätere Ausarbeitung der Holzstärke festzulegen. So kann ein langsam gewachsenes Holz mit größerer Festigkeit etwas dünner ausgearbeitet werden. Dementsprechend muß weicheres Holz etwas dicker gelassen werden. Decke und Boden werden gefugt. Nach dem die Grundflächen Plan gehobelt wurden, dient der Zargenkranz als Vorlage zum Aussägen.
Die Deckenholz ist in der Regel zweiteilig und wird in der Mitte gefugt. Da der Wuchs der Jahresringe parallel zur Fuge verläuft, lässt sich die Fuge meistens kaum erkennen oder wird nicht wahrgenommen. Der zur Fuge zeigende Holzbereich ist das jüngere Holz und befand sich ursprünglich in der Nähe der Rinde.
Der Boden wird als geteiltes und gefugtes Holz oder alternativ aus einem Stück verarbeitet. Aus der ursprünglichen Stammstärke des Baumes ergibt sich, ob der Holzrohling ungeteilt oder zweiteilig angeboten wird.
Die "Flammung" des Ahornholzes am Boden, den Zargen und Hals ergibt sich aus dem wellenförmigen Wuchs in der Spaltrichtung. Würde man des Holz mit einer Axt spalten, ergäbe sich eine Oberfläche, die ähnlich einem Waschbrett aussieht. In gehobeltem Zustand ergibt sich dann der schöne optische Effekt der "Flammung".
Die Wölbung wird erst grob mit einem Ausstecheisen herausgearbeitet, bevor die feinere Arbeit mit einem kleinen Wölbungshobel fortgesetzt werden kann. Unter schräg einfallendem Licht wird nach Augenmaß bestimmt, wie der Geigenbauer die Art der Wölbung gestaltet.
Während der Bearbeitung bekommt der Geigenbauer ein Gefühl für die Holzfestigkeit. Aus diesen Eindrücken heraus werden dann die weiteren Arbeitsschritte betreffend der Ausarbeitung festgelegt. Bei stark geflammten Holz wird besonders darauf geachtet, dass aufgrund des wellenförmigen Wuchses kein Holz herausplatzt.
Die eingelegte Ader besteht aus drei Furnierstreifen: Ebenholz/Ahorn/Ebenholz. Der Adergraben wird mit zwei parallel liegenden Messern, die einen seitlichen Anschlag haben (Adergrabenschneider) vorgeritzt. Die feinen Schnitte werden dann mit einem Schnitzmesser vertieft. Das dann in der Mitte liegende Holz wird mit einem Adergrabenausheber herausgeholt. Wie eine Intarsie kann die Ader in den exakt passenden Adergraben eingelegt werden. Sein handwerkliches Geschick kann der Geigenbauer zeigen, wenn die Spitzen an den Ecken in elegantem Schwung zusammengefügt werden.
Der Einlagespan dient nicht nur der Optik. Gerade das Fichtenholz der Decke reagiert im Winter auf Trockenheit, indem es sich zusammen zieht. Dabei treten Spannungen auf, die in der Heizperiode zu Rissen führen kann. Der Einlagespan wirkt dieser Rissbildung entgegen. Das Ahornholz am Boden ist aufgrund des gleichmäßigeren Wuchses nicht so rissempfindlich. Bei alten historischen Instrumenten findet man deshalb gelegentlich Exemplare, bei denen die Einlage am Boden nur aufgemalt ist.
Bei der Gestaltung der Schnecke gibt der Geigenbauer dem Instrument eine persönliche Note. Im historischen Geigenbau findet man regional bezogene Eigenarten, die heutzutage bei der Zuordnung der Herkunft eine Rolle spielt. So wurden z.B. bei alten französischen Instrumenten häufiger die Fasen an der Windung geschwärzt. Bei Süddeutschen Instrumenten sind die inneren Windungen kleiner und laufen in einem großen oberen Schwung in den Wirbelkasten über. Der italienische Geigenbauer Maggini hat seinen Instrumenten nicht nur einen doppelten Einlagespan spendiert, sondern seinen Schnecken auch eine Windung mehr. Diese Modelle wurden häufig von böhmischen Geigenbauern kopiert.
Länge und Form der F-Löcher werden individuell gestaltet oder richten sich bei Kopien an den historischen Vorbildern. Die Kerben an den F-Löchern unterliegen einem genormten Maß. Dies wird als Deckenmensur bezeichnet. Bei der Geige beträgt der Abstand vom Deckenrand neben dem Halseinlass bis zur F-Kerbe 19,5cm, bei dem Cello sind es 28cm. Bei den Bratschen variiert das Maß aufgrund der unterschiedlichen Korpuslängen.
Wussten Sie schon .....
Wussten Sie schon ...........
- Der Neubau einer Geige dauert etwa 200 bis 250 Stunden
- Der Neubau eines Cellos dauert etwa 450 bis 500 Stunden
- Der Einlagespan ist nicht nur zur Zierde da, sondern er dient zum Schutz vor Rissen
- Die Saitenzugspannung beträgt bei der Geige je nach Beschaffenheit der Saiten zwischen20-25Kg bei Darmsaiten und bis zu 30Kg bei Stahlsaiten.
- Das Holz welches im Geigenbau verwendet wird sollte mindestens 10 Jahre luftgetrocknet abgelagert sein.
- Im Geigenbau wird für Boden, Zargen, Hals und Steg fast immer geriegelter (geflammter) Bergahorn genommen.
- Das Deckenholz besteht aus astfreiem Fichtenholz, welches in einer Höhenlage von etwa 1000m gewachsen ist.
- Die Deckenstärke bei einer Geige beträgt etwa nur 2-3mm. Die genaue Stärke wird bei der Bearbeitung festgelegt.
- Die Zargenstärke einer Geige beträgt etwa nur 1mm. Es sind ursprünglich dünne Brettchen, die unter Feuchtigkeit und Hitze gebogen werden.
- Die Flammung beim Holz entsteht durch den wellenförmigen Wuchs. Wird ein solcher "geriegelter" Ahorn gespalten, sieht die Oberfläche wie ein Waschbrett aus.
- Das Holz für Geige, Bratsche, Cello und Bass wird von Tonholzhändlern angeboten. Es wird dort bereits in Scheitgröße vorgesägt und eingelagert.
- In der Werkstatt von Antonio Stradivari (1644-1737) wurden etwa 1000 Instrumente gebaut. Ca. 400 existieren davon noch.
- Der Begriff Geige kommt aus dem deutschen Sprachraum. Der Name "Violino" taucht erstmals 1535 in Norditalien auf.
- Im Geigenbau wird wie schon vor Jahrhunderten Knochenleim verwendet.
- Als Farbpigment im Lack wird u.a. "Drachenblut" genommen. Ein Harz des Drachenbaumes, der u.a. auf den kanarischen Inseln wächst und mehrere hundert Jahre alt werden kann..