Anschäfter

Anschäfter bei einer Nicolas Vuillaume Violine

Diese Violine von Nicolas Vuillaume unter dem Namen "Stentor Violine" bekannt, hatte bereits einen älteren Anschäfter.
Durch einen Sturz der Geige löste sich im hinteren Bereich der Anschäfter und brach dann heraus.

Defektes Holz wird entfernt

Das passende Holz für den Halsanschäfter wird zur Schnecke und Korpus herausgesucht.
In den Wirbelkasten wird ein schwalbenschwanzförmiger Ausschnitt herausgearbeitet, in welchen das neue Halsholz genau hineingepasst wird. Die Passgenauigkeit ist außerst wichtig, da eine große Zugbelastung durch die Saiten später auf der Leimstelle lastet.

Maße müssen eingehalten werden

Neben der Passgenauigkeit müssen verschiedene Maße genau eingehalten werden.
- Die Schnecke muss mittig in der Verlängerung des Griffbrettes sein.
- Der Schneckenkopf muss etwas unterhalb zur Griffbrettgrundlinie liegen.
- Der Wirbelkasten darf nicht seitlich verdreht angepasst werden.
- Beim späteren einpassen in den Korpus müssen die Mensurverhältnisse berücksichtigt werden.

Der Anschäfter wird angeleimt

Mit gut gefütterten und extra angepassten Zulagen wird der neue Halsanschäfter in den alten Wirbelkasten eingeleimt.
Anschließend wird der Anschäfter in den Korpus unter Berücksichtigung der Mensurverhältnisse und des Halswinkels eingepasst, das alte Griffbrett aufgeleimt und der Hals in Form geschnitten.
Zu guter Letzt sind dann Grundierung des Holzes nötig, sowie Retuschierarbeiten.

Vorher - Nachher

Übrigens

Instrumente, die vor etwa 1850 gebaut wurden, hatten kürzere Hälse (Halsmensur) und einen niedrigeren Halswinkel.

Im 19.Jh. wurde diese Halsmensur bei der Geige auf 13cm (entspricht einigen mm mehr als vorher) festgelegt und der Halswinkel wurde angehoben. Um dies zu erlangen mussten die Hälse erneuert werden indem ein Anschäfter mit moderner Mensur eingebaut wurde.

Diese Entwicklung ging einher mit dem Bau größerer Konzertsäle und dem Wunsch nach erweiterter Tragfähigkeit im Ton.

Sollte eine Geige/ Bratsche mit moderner Mensur und einem Zettel aus dem 18Jh. vorliegen und diesen Anschäfter-Umbau nicht haben, ist es meistens ein Merkmal für einen nicht originalen Zettel (Ausnahmen gibt es, wenn z.B. der Hals am Halsfuß verlängert wurde.

Diese Reparaturmaßnahmen wurden oft bei einfachen Instrumenten die um 1900 gebaut wurden, angedeutet indem ein "Pseudoanschäfter" nur in das Holz eingeritzt wurde. Das lässt sich gut erkennen, indem Jahresringe vom Halsfuß in den Wirbelkasten genau weiterführen.

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